Bizarres Ringen um ein “sauberes” Internet und gezieltes Wegsehen bei Kindermissbrauch

Unsere Politiker und Abgeordneten im EU-Parlament und auf Staatsebene fordern dringend eine Zuganserschwernis im Internet, um den Zugriff auf Internetseiten mit potenziell nicht erwünschtem Inhalt für die gesamte europäische Bevölkerung schwerer zugänglich zu machen. Bei diesen “sachlichen” Diskussionen im EU-Parlament und im Bundestag fallen immer die gleichen Stichwörter, die Emotionen in der Bevölkerung wecken sollen: Kinderpornografie, Kindermissbrauch, Terrorismus, Waffenhandel, Drogenhandel, Menschenhandel, Kinderhandel, Frauenhandel.

Alles in Allem müssen die genannten Dinge wirklich unterbunden werden. Doch hier stellt sich immer wieder die Frage, auf welche Art und Weise, und ob man sich dabei wirklich nur auf das Internet konzentrieren sollte.

Doch was ist das Internet überhaupt? Politiker aller Parteien wollen der Bevölkerung ständig einreden, dass das Internet ein Ort des Verbrechens ist. Hier trifft sich angeblich nur der allergrößte Abschaum, den man auf der Welt finden kann und macht nur illegale Sachen, in erster Linie die Anfangs erwähnten Dinge. Das stimmt so jedoch nicht. Rein von der technischen Seite gesehen ist das Internet (sehr vereinfacht ausgedrückt) ein Netzwerk aus vielen einzelnen Computern, es ist also kein physikalisch existierender Ort. Über dieses Netzwerk können die einzelnen Computer nun miteinander kommunizieren. Um die Kommunikation für die Benutzer vor den Computern einfach zu gestalten, wurden Programme entwickelt, die die Kommunikationswege nutzen (z. B. Internetbrowser, E-Mail Clients, Internet-Telefonie, Facebook, etc.). Und mit Hilfe dieser Programme kommunizieren die Benutzer untereinander. Leider aber auch Benutzer mit bösen Absichten, bspw. um verbotene Inhalte (Bilder, Musikstücke  oder Dokumente mit pornografischem oder verfassungswidrigem Inhalt) auszutauschen. Und darum geht die eigentliche Diskussion eigentlich.

Nun haben ganz gewiefte Politiker gefordert, dass man den Zugriff auf Internetseiten mit oben genannten Inhalten erschwert, nämlich mit Internetsperren. Wenn dann jemand auf eine Internetseite mit solchen Inhalten zugreifen möchte, bekommt er nur ein Stopp-Schild angezeigt. Vordergründig scheint die Idee wirklich gut zu sein, denn es hat den Anschein, dass man an die illegalen Inhalte durch diese Lösung nicht mehr rankommen kann. Das ist jedoch ein Irrglaube, denn die Inhalte an sich existieren noch nach wie vor, können nur nicht mehr gesehen werden. Wenn man nun noch etwa 5 Minuten Zeit investiert, bekommt man bei Google jede Menge Informationen und Anleitungen, wie man solche Stopp-Schilder im Internet auf die einfachste Weise umgehen kann (ein kurzes Ändern der DNS-Server im Router reicht z. B. bereits). Und schon ist dem Zugriff auf die verbotenen Inhalte wieder Tür und Tor geöffnet. Die einzige funktionierende Lösung dieses Problems liegt darin, dass man verbotene Inhalte endgültig löscht. Was nicht da ist, kann auch nicht aufgerufen werden.

Ein einfaches Beispiel: Peter ist naiv und glaubt alles, was ihm Autoritätspersonen wie bspw. Politiker sagen. Deswegen lässt er seine Balkontür nachts offen und stellt ein Stopp-Schild davor auf, um Einbrecher abzuwehren. Am nächsten Tag ist er jedoch ganz verwundert, dass seine ganze Wohnung leer geräumt ist. Fritz dagegen ist klug und macht sich selbst eigene Gedanken um seine Sicherheit, also “löscht” er seine Balkontür, indem er sie einfach zumauert. Die bösen Jungs stehen nun doof vor seiner Balkontür und kommen nicht mehr herein.

Auf der anderen Seite der ganzen Diskussion um ein kinderpornofreies Internet und vor Allem dem Schutz von Kindern steht die Tatsache, dass der Missbrauch zum Großteil nicht über das Internet oder im Internet geschieht, wie Politiker es einem immer weiß machen wollen. Der größte Teil des Missbrauchs von Kinden und anderen Menschen geschieht in der reellen Welt, und zwar genau vor unserer Nase. In öffentlichen Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Ferienlagern und sogar Kirchen. Doch was machen Politiker, um diesen Missbrauch zu unterbinden? Richtig: Nichts, außer heiße Luft zu produzieren. Es wird viel geredet, aber gehandelt wird nicht. So kommen die Täter einfach davon und der eigentliche Missbrauch von Kindern geht einfach weiter, direkt vor unserer Nase, im Nachbarhaus oder in der Sonntagsschule oder durch den Babysitter…

FacebooktwitterFacebooktwitter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*